Durch den Import maschinell gefertigter, billiger Baumwollstoffe aus England lag das Leinewebergewerbe im Minden-Ravensberger Land in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Boden. So gab es hier für die Ansiedlung des Tabak verarbeitenden Gewerbes sehr gute Voraussetzungen: Viele handwerklich geschickte Menschen suchten dringend neue Erwerbsquellen. Es wurden fast ausschließlich Rohtabake aus Übersee verarbeitet. Diese konnten von Bremen günstig über die Weser hierher geliefert werden.
Minden-Ravensberg gehörte zu Preußen und damit zum Gebiet des Deutschen Zollvereins. Hier war die Einfuhr von Rohtabak nur mit geringen Einfuhrzöllen belegt, die Einfuhr fertig hergestellter Zigarren hingegen mit hohen Einfuhrzöllen. Um innerhalb des Gebietes des Zollvereins Zigarren mit guter Gewinnspanne zu verkaufen, war es daher von großem Vorteil, diese auch im Zollinland herzustellen.
1842 nahm der Zigarrenhersteller Georg Meyer in Bünde eine Zigarrenproduktion auf. 1843 folgte Tönnies Wellensiek, der allgemein als der Begründer der Bünder Zigarrenindustrie gilt. Schnell bildeten sich immer mehr Fabriken. Zunehmend wurden neben der Fabrikarbeit die Zigarren in Heimarbeit hergestellt. Während der Blütezeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war ein Großteil der Bünder Bevölkerung in der Zigarrenindustrie beschäftigt. Ab Anfang der 50er Jahre setzte eine Zeit des Niedergangs für die Zigarrenindustrie ein. Heute ist die Zahl der Zigarren produzierenden Betriebe bis auf drei geschrumpft.